Jacob Gould Schurman

Ein berühmter Alumnus und Ehrendoktor der Universität war Jacob Gould Schurman (1854-1942), der 1928 Ehrenbürger der Stadt Heidelberg wurde. Schurman war von 1925 bis 1929 amerikanischer Botschafter in Deutschland und startete 1928 in den USA ein grossangelegtes Fundraising, welches 1930/31 den Bau der heutigen Neuen Universität ermöglichte.[1] Schurman war auch bei weiteren Aktivitäten des deutsch-amerikanischen Austauschs vor allem in den 1920er Jahren überaus aktiv.
In den 1870er Jahren hatte Schurman in Heidelberg sowie an weiteren Universitäten in Europa und Nordamerika studiert und wirkte anschliessend unter anderem als Professor für Philosophie an der Cornell University, von 1892 bis 1920 auch als deren Präsident.
Schurmans Name ist nicht nur mit Heidelberg verbunden, sondern auch mit der „First United States Philippine Commission“, genannt „Schurman Commission“. Die Philippinen standen bis zum Jahr 1898 unter spanischer Kolonialherrschaft. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden politische Bewegungen grossen Zulauf, die soziale Reformen und Autonomie von Spanien forderten, unter anderem die von José Rizal gegründete Organisation La Liga Filipina. 1896 begann eine bewaffnete Revolution gegen die spanische Kolonialmacht, welche zum Ausrufen einer unabhängigen Republik führte.
1898 wurde im Zusammenhang mit dem spanisch-amerikanischen Krieg die spanische Flotte durch die US-Marine im Hafen von Manila zerstört. Der Vertrag von Paris 1898, welcher den spanisch-amerikanischen Krieg beendete, machte die USA zur neuen Kolonialmacht auf den Philippinen. Gegen lautstarke Kritik in den USA, unter anderem von Seiten der American Anti-Imperialist League, verteidigte Präsident McKinley die Annexion als einen christlichen Auftrag zur Zivilisierung. Die philippinische Unabhängigkeitsbewegung lieferte sich in den folgenden Jahren mit den US-Truppen einen erbitterten und blutigen Guerillakrieg. Durch die amerikanische Guerrilla-Bekämpfung kamen hunderttausende Zivilisten ums Leben.
Die fünfköpfige „Schurman-Kommission“, die 1899 von US-Präsident William McKinley einberufen wurde, sollte für die US-Regierung die Zustände auf den Philippinen sichten und Empfehlungen für eine zivile Verwaltung verfassen.[2] Kommissionspräsident Schurman war dem US-amerikanischen Expansionismus gegenüber überaus kritisch eingestellt und ein erklärter Gegner der Annexion der Philippinen.
Die Kommission bereiste 1899 das Land. Vor Ort kam Schurman allerdings zu der Überzeugung, dass ein momentaner Rückzug der USA nicht möglich wäre; seiner Ansicht nach müsste daher die baldmöglichste Einführung einer Form von „home rule“ angestrebt werden. In ihrem ausführlichen Abschlussbericht empfahl die Kommission die Einrichtung einer Zivilregierung und hob die Bedeutung von Bildung und Aufklärung der Bevölkerung für die Regierungsfähigkeit der Philippinen hervor, unter anderem durch die Einführung von Englischunterricht.